Mineralwasser ein anderes Mass
Die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung gelten nicht für Mineralwässer. Stattdessen wurde im Rahmen des Lebensmittelrechts eine Mineralwasserverordnung ins Leben gerufen, in der wesentlich weniger Stoffe geprüft werden, von den Schadstoffen werden sogar nur 10 überprüft. Auch sind in der Mineralwasserverordnung in manchen Bereichen höhere Werte zugelassen als in der Trinkwasserverordnung.
In der Tafelwasserverordnung vom 12.11.1934 war „Tafelwasser“ noch der allumfassende Begriff für alle Wässer. Die Tafelwasserverordnung wurde 1948 überarbeitet. Die Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTV) vom 01.08.1984 (in der Fassung vom 14.12.2000) enthält die heute gesetzlichen Bestimmungen für natürliches Mineralwasser, Tafelwasser und Quellwasser. Sie legt fest, wie die Wässer beschaffen sein müssen, welche Informationen auf dem Etikett ausgewiesen sein müssen oder dürfen. Ebenso beschreibt die MTV die Verfahren, mit denen die Wässer behandelt werden dürfen. Darüber hinaus sind für Tafel- und Quellwasser auch einige Regelungen der Trinkwasserverordnung wirksam. Einen Sonderstatus hat Heilwasser, das nicht als Lebensmittel sondern als Arzneimittel anerkannt wird und somit dem Arzneimittelgesetz (AMG) unterliegt.
„Natürliche Mineralwässer“ müssen von ursprünglicher Reinheit sein und dürfen in ihren wesentlichen Bestandteilen nicht verändert werden. Daher ist Mineralwasser eigentlich nichts anderes als Grundwasser. Es ist – im Vergleich zu üblichem Leitungswasser – mit festen, natürlichen Bestandteilen der Erdkruste (Mineralstoffen) angereichert. Mineralwasser wird in der Regel aus tieferen Schichten als das normale Grundwasser bezogen. Das bereits seit zehn, hundert oder sogar mehreren Tausenden von Jahren dort lagernde Wasser hat aus den Gesteinen die unterschiedlichen Stoffe herausgelöst und wurde damit angereichert. So verschiedenartig die Zusammensetzung der Schichten ist, durch die das Wasser sickern musste, so verschiedenartig sind auch die Inhaltsstoffe der Mineralwässer. Neben den Gesteinsschichten beeinflusst aber auch die im Gestein enthaltene Kohlensäure die Zusammensetzung des Wassers: Sie fördert das Herauslösen von Mineralien durch Wasser.
In Abhängigkeit der örtlichen Gegebenheiten und dem unterschiedlichen Gehalt an radioaktiven Substanzen der Gesteinsschichten, durch die das Wasser an die Oberfläche gelangt, finden sich in den Mineralwässern auch natürliche Radionukleide. Man findet eine recht hohe Bandbreite der Messwerte für verschiedene Mineralwässer. Diese werden mit dem Trinken in den Körper aufgenommen und bewirken eine unterschiedlich ausgeprägte Strahlenexposition des Verbrauchers. Inzwischen wurden Richtwerte für Aktivitätswerte aufgestellt, die von allen deutschen Mineralwässern nicht mehr überschritten werden.
Seitdem auf dieses Thema verstärkt in den Medien hingewiesen wurde, haben eine Reihe von Herstellern der Mineralwässer Maßnahmen zur Reduktion der radioaktiven Inhaltsstoffe vorgenommen. Man kann sich bei den Herstellern über die neuen Messwerte informieren.
„Quellwasser“ ist ein reines Naturprodukt, das nur mit Kohlensäure versetzt werden darf. Seit einigen Jahren zählt auch an Mineralien armes Quellwasser zu den Mineralwässern.
Wasser darf nur dann als „Heilwasser“ bezeichnet werden, wenn eine heilende Wirkung in Studien nachgewiesen wurde. Auf dem Etikett steht meist das gesundheitliche Problem, gegen das dieses Wasser Linderung anbietet (z.B. Sodbrennen und Gastritits bei höheren Dosen von Natriumhydrogencarbonat, dem so genannten Natron).
„Tafelwässer“ unterliegen nicht der Mineralwasserverordnung. Sie werden direkt den Trinkwasserleitungen entnommen – und können zusätzlich mit Mineralien und Kohlensäure versetzt werden.
Ökologische Probleme
Flaschenwässer erleben seit einigen Jahren einen wahren Siegeszug. Doch eine Schattenseite ist die Abfüllung, Verbreitung und eventuelle Reinigung der Flaschen. Die Ökobilanz fällt insgesamt negativer aus, wenn die Flaschen nicht recycelt werden sondern als Einwegflasche die Müllberge vergrößern. Wenn Mehrwegflaschen verwendet werden, stellen die Transportwege von der Abfüllung zum Verbraucher hin und wieder zur Reinigung und Abfüllung zurück eine enorme Verschwendung von Energie (Treibstoff für Straßen- und Schiffsverkehr, andere Energieformen für Schienenverkehr) und Belastung der Natur dar. Besonders gravierend wird dieses Problem, wenn es sich um beliebte teure Quellen handelt, die um den halben Globus transportiert werden müssen. In Ländern mit unzureichender Trinkwasserqualität erfordert die Verbesserung der Versorgung mit Leitungswasser sehr viel weniger Investitionen und laufende Kosten als der Ausbau der Versorgung mit Flaschenwasser.
Doch mit dem Wasser aus der Flasche lassen sich die weitaus größeren Geschäfte machen, hingegen die Verbesserung der Trinkwasserversorgung meist mit staatlichen Geldern und Entwicklungshilfemitteln erfolgt. Die Umweltschutzorganisation WWF hat in einer Studie festgestellt, dass das Flaschenwasser in Entwicklungsländern oft sogar von einer schlechten Qualität ist, besonders dann wenn es aus verschmutzten Flüssen gewonnen wird.
Ein weiteres ökologisches Problem soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Das Abfüllen von Millionen von Flaschen, wie es zum Beispiel in Kanada in großem Umfang praktiziert und dann in die USA exportiert wird, hat Auswirkungen auf die lokalen Seen und Grundwasserpegel. In einigen Ländern (Kanada, Schweiz) wird bereits gegen die „Übernahme der Wasserversorgung durch Nahrungsmittelmultis“ demonstriert. Auch wenn der Griff zur Wasserflasche trendy ist, verstößt er gegen die Bewahrung der Natur und bringt der Gesundheit in der Regel keinen extra Nutzen.
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