Bio-Nahrung vs. Gen-Nahrung
Zwischen Bio-Essen und anderem Essen gebe es gar keinen großen Unterschied, behaupten die Befürworter genetisch veränderter Organismen (GVO) gerne. Beides sei schließlich vom Menschen bearbeitet und beeinflusst worden. Kratzt man beim Nicht-Bio-Essen allerdings ein wenig an der Oberfläche, stellt man rasch fest, dass da qualitativ Welten zwischen diesem Essen und Bio-Kost liegen. Das ist zumindest das Ergebnis der bislang größten Studie, bei der Tierprodukte mit Bio-Qualität und mit Nicht-Bio-Qualität verglichen wurden.
Für die Studie gingen Forscher mehr als 200 wissenschaftliche Untersuchungen durch, die sich mit den Unterschieden zwischen Milch- und Fleischprodukten der beiden Kategorien befassten. Dabei stellten die Forscher fest, dass Fleisch- und Milchprodukte mit Bio-Qualität deutlich mehr Omega-3-Fettsäuren aufwiesen als die Produkte, die keine Bio-Qualität aufwiesen.
Die meisten Fette kann der Körper aus Rohstoffen und anderen Fetten gewinnen, aber das trifft nicht auf Omega-3-Fettsäuren zu. Bei ihnen handelt es sich um gesättigte Fette und die muss der Körper über die Nahrung beziehen, denn er kann sie nicht selbst produzieren. Das menschliche Gehirn besteht zu großen Teilen aus Omega-3-Fettsäuren. Das bedeutet: Bio-Essen ist buchstäblich gut fürs Gehirn.
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Bio-Essen einen höheren Nährwert aufweist als Essen ohne Bio-Qualität. Dennoch heißt es aus dem GVO-Lager seit Jahren immer wieder, es gebe keinen echten Unterschied. Künftig wird man sich etwas anderes überlegen müssen, um seine Ernährungsweise zu rechtfertigen, denn es steht im Widerspruch zum aktuellsten Stand der Forschung.
»Vor allem drei Gründe bringen Menschen dazu, zu Bio-Milch und -Fleisch zu greifen: Es geht den Tieren besser, Öko-Landwirtschaft wirkt sich positiver auf die Umwelt aus und der empfundene Nutzen für die Gesundheit ist höher«, sagte Carlo Leifert von der Universität Newcastle, der die Studie geleitet hatte. »Deutlich weniger bekannt ist über die Qualität der Nährstoffe und daraus erklärt sich die Notwendigkeit dieser Studie.«
Als ob man Äpfel mit Plastikorangen vergleicht
Um den Unterschied zwischen den beiden Produkten zu analysieren, gingen die Forscher 170 Peer-Review-Papiere zu einer Reihe tierischer Produkte wie Käse, Butter und Milch durch sowie 67 Veröffentlichungen zu verschiedenen Fleischprodukten. In ihrem Umfang ist diese Untersuchung, deren Ergebnisse im British Journal of Nutrition veröffentlicht wurden, bislang beispiellos.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass Bio-Fleisch im Durchschnitt 47 Prozent höhere Werte an Omega-3-Fettsäuren aufwies als nichtökologisches Fleisch. Bei Milchprodukten lagen die Omega-3-Fettsäuren-Werte bei den Produkten in Bio-Qualität im Durchschnitt um 56 Prozent höher.
Wie erklärt sich dieser Unterschied? Nach spezifischen Gründen suchten die Forscher nicht, stellten aber die These auf, dass die Art und Weise, wie Tiere in der Öko-Landwirtschaft aufwachsen und gefüttert werden, dazu beitragen könne. Es muss dazu gesagt werden, dass die Ergebnisse nicht an Bio-Tierfutter gekoppelt waren, sondern alle Produkte umfassten, die ohne Pestizide und Dünger heranwuchsen.
»Unterschiede bei Dingen wie Fettsäuren oder Jod hängen vor allem damit zusammen, dass ökologisch gehaltene Tiere mehr Grünfutter wie Gras bekommen als die nicht ökologisch gehaltenen Tiere«, sagte Ian Givens, Professor für Ernährungswissenschaften an der Uni Reading. Givens war nicht an der Untersuchung beteiligt. »Dieselbe Art von Nahrungszusammensetzung erhält man auch, wenn nicht ökologisch gehaltene Tiere stark grünfutterhaltige Nahrung bekommen. Den Unterschied macht nicht die Art der Landwirtschaft aus, sondern die Wahl des Viehfutters.«
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass Bio-Milch 14 Prozent weniger von der für Erwachsene empfohlenen Tagesdosis an Jod enthielt als gewöhnliche Milch. Wer also ausschließlich auf Bio-Produkte setzt, sollte darauf achten, seinen täglichen Jodbedarf zu decken. Hochdosierte Jod-Nahrungsergänzungsmittel finden Sie hier.
Die Analyse konzentrierte sich auf das Übermaß an Omega-3-Fettsäuren, aber eine weitere umfassende wissenschaftliche Analyse ergab, dass Bio-Nahrung mehr gesundheitsförderliche Antioxidantien enthält als herkömmliche Nahrung und geringere Werte an giftigen Schwermetallen und Pestiziden.
Bio-Waren enthalten viele Antioxidantien
Die letztgenannte Studie wurde ebenfalls im anerkannten Fachmagazin British Journal of Nutrition veröffentlicht. Sie analysierte 343 Peer-Review-Studien aus aller Welt. Zum damaligen Zeitpunkt handelte es sich um die größte Studie, die sich mit Unterschieden zwischen Obst, Gemüse und Frühstücksflocken in Bio-Qualität und in Nicht-Bio-Qualität befasste.
Man habe einen »statistisch signifikanten, bedeutsamen« Unterschied zwischen Bio-Nahrung und Nicht-Bio-Nahrung festgestellt, sagte Studienleiter Professor Carlo Leifert von der Uni Newcastle. Bio-Nahrung wies zwischen 19 und 69 Prozent mehr Antioxidantien auf als die herkömmlichen Lebensmittel.
Die erhöhten Werte an Antioxidantien entsprächen »ein bis zwei der fünf Portionen Obst und Gemüse, die man täglich zu sich nehmen soll«, so die Forscher. Insofern wäre es »signifikant und im Hinblick auf die menschliche Ernährung bedeutsam«, wenn sich eine Verbindung herstellen ließe zwischen diesen Wirkstoffen und dem gesundheitlichen Nutzen, der mit einem erhöhten Verzehr von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten einhergeht.
Erneut stellten die Forscher die These auf, dass der höhere Nährwertgehalt der Bio-Nahrung mit den Umständen zusammenhängt, unter denen sie wächst. Pflanzen produzieren von Haus aus Antioxidantien, mit denen sie sich gegen Schädlingsbefall zur Wehr setzen. Da bei ökologischer Landwirtschaft keine Chemie versprüht wird, enthalten diese Pflanzen auch mehr Antioxidantien. Außerdem werden diese Pflanzen auf Zähigkeit gezüchtet und nicht mit künstlichem Dünger ertränkt.
Was die Forscher noch feststellten, waren höhere Konzentrationen des giftigen Schwermetalls Kadmium bei Standard-Erntepflanzen. Die Rückstände an Pestiziden waren vier Mal so hoch wie bei ökologischen Pflanzen.
Finanziert wurde die Studie auch von der Europäischen Union und einer nicht-gewinnorientierten Einrichtung, die sich für ökologische Landwirtschaft stark macht.
Leider sind die Lebensmittelstandards in den USA nicht so hoch wie in der Europäischen Union. Etwa 80 Prozent aller verarbeiteten Lebensmittel in den USA enthalten genetisch veränderte Inhaltsstoffe. Die USA gehören zu den wenigen Industrienationen, wo Lebensmittelhersteller nicht angeben müssen, ob ihre Produkte genetisch veränderte Organismen enthalten.
Die Wissenschaft spricht eine klare Sprache: Es gibt bei den Nährwerten einen Unterschied zwischen Bio und Nicht-Bio, es handelt sich nicht um ein Hirngespinst der Müsli-Fraktion. Dieser Unterschied ist real! Lassen Sie sich bloß nichts anderes einreden.
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