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Zucker und Gehirn

Stellen Sie sich vor, man schreit Sie ständig an, tut Ihnen weh und Sie müssen tagein, tagaus traumatische Dinge mit ansehen. Das ist natürlich weder angenehm für Sie noch gesund. Also wäre es doch auch nur natürlich, wenn Sie nach Möglichkeit derartige Situationen vermeiden würden, oder?
Und dennoch setzen sich jeden Tag viele, viele Menschen etwas im Grunde ganz Ähnlichem aus, heißt es in einer Studie, die kürzlich im Fachmagazin Frontiers in Molecular Neuroscience erschienen ist. Nein, diese Menschen fordern ihr Umfeld nicht zu häuslicher Gewalt auf. Und sie bringen sich auch nicht vorsätzlich in extrem stressige Situationen.

Hier geht es um Junkfood, das die Menschen jeden Tag in sich hineinstopfen. Wie die Autoren der Studie festgestellt haben, kann Zucker den Hippocampus verändern, einen Teil des Gehirns, der für den Umgang mit Stress und für Erinnerungen zuständig ist. Was besonders interessant war: Die Veränderungen, die eine zuckerreiche Ernährung am Hippocampus bewirkt, ähneln den Forschern zufolge den Veränderungen, die auftreten, wenn man in der Frühphase seines Lebens Missbrauch und stressigen Situationen ausgesetzt war.

Sie haben richtig gelesen: Für das Gehirn ist eine zuckerreiche Ernährung genauso schädlich wie Missbrauch durch Drogen. Da lässt man die Limo und den Schokoriegel doch lieber links liegen, oder?

Weniger Zucker bedeute weniger psychische Störungen, sagen Experten

Jayanthi Maniam und Margaret Morris, die Autoren der Studie, erklärten in einem Artikel für die britische Tageszeitung Daily Mail, was sie Erschreckendes herausgefunden haben: »Wenn Menschen in ihrer Frühphase Traumata ausgesetzt sind, verändert sich ihr Hippocampus. Bei denjenigen Menschen, deren Ernährung am ›westlichsten‹ war, stellten wir ein geringeres Hippocampus-Volumen fest. Das passte zu den Daten, die wir aus Tiermodellen gewonnen hatten.«

Es sei besorgniserregend, dass dermaßen viele Menschen nicht nur keinen Bogen um Zucker machten, sondern bedenkenlos zugriffen, so die Autoren: »Die Veränderungen, die Zucker im Gehirn bewirkt, sind sehr beunruhigend, wenn man bedenkt, wie viel stark zuckerhaltige Getränke konsumiert werden, und das auch noch ganz besonders von Kindern zwischen neun und 16 Jahren.«

In Frontiers in Molecular Neuroscience schrieben Maniam und Morris zudem: »Erlebte Feindseligkeit in frühen Jahren und eine zuckerreiche Ernährung könnten unabhängig voneinander das Risiko erhöhen, dass es in einer späteren Lebensphase zu psychischen Erkrankungen kommt … Die Ähnlichkeit der molekularen Hippocampus-Defizite, wie sie von Zucker und Stress im Kindesalter ausgelöst werden, sind sehr besorgniserregend angesichts des Umstands, dass gesüßte Getränke billig und einfach zu bekommen sind … Das Umfeld der Menschen zu manipulieren, die in frühen Jahren Feindseligkeit erlebten, und generell den Konsum gesüßter Getränke zu kontrollieren, könnte ein effektiver Ansatz sein, die Belastung durch psychische Störungen zu reduzieren.«

Das ist schon harter Tobak. Wenn die Möglichkeit besteht, dass übermäßiger Zuckerkonsum etwas mit psychischen Störungen zu tun hat, dann sollte man das keinesfalls ignorieren.

Logisch wäre es in jedem Fall.

Die Beweise mehren sich: Zucker macht süchtig und verändert die Psyche

Natürlich wissen wir, dass ein Übermaß an Zucker zu Fettleibigkeit, Diabetes und anderen Gesundheitsproblemen beiträgt, aber damit noch nicht genug: Zucker kann die Gehirnfunktion und die Persönlichkeit verändern. Zudem macht er süchtig.

In Studien wurde festgestellt, dass Zucker Stress unterdrücken kann. »Aber da ist doch nichts verkehrt dran«, sagen Sie? Doch wie sich gezeigt hat, können Menschen, die nach Trost suchen, süchtig nach Zucker werden. Weil Zucker die Stresswerte im Gehirn reduziert, greifen gestresste Menschen häufiger nach süßen Limonaden und ähnlichem Junkfood. Damit verstärken sie einen Teufelskreislauf ungesunden Verhaltens. 

Wieder andere Studien decken auf, welche Gefahren damit einhergehen, so viel raffinierten Zucker zu sich zu nehmen. Forscher der David Geffen School of Medicine an der UCLA haben untersucht, wie es sich auswirkt, zu viel Zucker und Fruchtzucker zu konsumieren. Das Ergebnis: Zucker richtet große Schäden am Erinnerungsvermögen und den kognitiven Fähigkeiten von Teenagern und jungen Erwachsenen an. Das belegt wieder einmal: Was der Mensch isst, hat direkte Konsequenzen auf die Fähigkeit des Gehirns, optimal zu funktionieren.

Was bedeutet das nun alles? Zahlreiche Studien – inklusive der neuen von Jayanthi Maniam und Margaret Morris – belegen, dass raffinierter Zucker und das damit vollgestopfte Junkfood schwere Schäden für Gehirn und Körper haben können.

Sie sollten also nach Möglichkeit versuchen, auf Zucker in der Nahrung zu verzichten. Greifen Sie lieber zu frischen, gesunden Lebensmitteln, essen Sie reichlich Nüsse und Samen und unterstützen Sie Freunde und Angehörige dabei, sich ebenfalls vernünftig zu ernähren.

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