Skip to main content

Medizinprodukte sind die neuen Risikostoffe, die große Sorgen bereiten: In Abwässern von Krankenhäusern sind z.B. nicht nur Antibiotika sondern auch krebserregende Zytostatika nachgewiesen worden, die der Umwelt schaden können. Röntgenkontrastmittel, Antibiotika, Zytostatika, Psychopharmaka – Patienten in Krankenhäusern schlucken viele Medikamente. Ein Teil davon wird ausgeschieden und landet im Abwasser.

Auch synthetische Hormone wie Estradiol aus der Anti-Baby-Pille konnten in hohen Konzentrationen in Abwässern nachgewiesen werden. Selbst nach der Behandlung in der Kläranlage sind sie im Wasser teilweise nachweisbar, da sie nicht biologisch abgebaut werden. Sie gelangen ins Grund- und auch leider ins Trinkwasser. Noch können die Experten die Auswirkungen für die Umwelt nicht vollständig absehen. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass verweiblichte Fische, die nachlassende Wirkung von Antibiotika und sogar abnehmende Spermienzahlen bei jungen Männern auf diese Rückstände im Wasser zurückzuführen sind. Untersuchungen auf Medikamente finden nicht routinemäßig statt, da sie nicht vorgeschrieben sind. Stichprobenuntersuchungen zeigen jedoch, wie verbreitet dieses Problem ist. Eine Analyse wissenschaftlicher Literatur, die alle bis zum Jahre 2002 in der Bundesrepublik veröffentlichten Wasserauntersuchungen aufführt, unterstreicht dies:

„Ein großer Teil der nicht verbrauchten Medikamente landet im Hausmüll und gelangt so ins Grundwasser. Dort wurde in den vergangenen Jahren eine Besorgnis erregende Vielfalt von Arzneiwirkstoffen nachgewiesen.“
Quelle: „Die Apotheke im Untergrund“ Titel des Greenpeace-Magazins 5/01, September 2001
Liste 1: In einer Literaturrecherche von wissenschaftlichen Veröffentlichungen aus dem Zeitraum 1996 bis 2002 wurden diese 156 Medikamente in Gewässern identifiziert.

Bislang ist noch völlig ungeklärt, wie die vielerorts erhobenen Stichproben zu werten sind, da es keinerlei Daten über humantoxologische Auswirkungen derartiger Medikamentencocktails auf Mensch und Natur gibt – auch wenn sie niedrig dosiert, quasi homöopathisch sind. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass Arzneimittel biologisch hochaktive Stoffe sind. Vieles spricht dafür, dass es zu einer Summation von Effekten kommt, die eine breite Palette von Reaktionen des Organismus bewirken können. So liegt zum Beispiel von der Ruhr-Universität Bochum eine Studie vor, die einen Zusammenhang zwischen der seit Jahren sinkenden Spermienzahl bei Männern und einer steigenden Rate an Hodenkrebserkrankungen und Genitalfehlbildungen durch Östrogene im Trinkwasser und in Lebensmitteln vermutet.

Zu den Hauptverursachern der Verunreinigungen im Trinkwasser zählen überraschenderweise aber nicht die Krankenhäuser sondern zu 80 Prozent private Haushalte. Dennoch wäre es sicherlich sinnvoll, die Abwässer großer Krankenhäuser über extra Reinigungsstufen zu leiten, bevor sie den öffentlichen Kanalisationen zugeführt werden, doch das erfordert Investitionen, für die es derzeit keine Mittel gibt. Erste Projekte unter Mitwirkung der Fraunhofer-Gesellschaft haben dieses Thema aufgegriffen und erarbeiten Lösungsansätze (Stand Dezember 2007). Ein nicht zu unterschätzender Verunreinigungsweg der Gewässer führt überraschenderweise über Mülldeponien. Auf diese gelangen Medikamente aus dem privaten Haushalt und aus Apotheken, in die der umweltbewusste Bürger seine Medikamentenreste gebracht hat. Denn aus abfallrechtlicher Sicht sind Medikamente normaler Hausmüll. Die einzige Ausnahme sind Krebsmittel (Zytostatika).

Mehr zum Thema finden Sie hier:
http://worldtimes-online.com/imfocus/91-medikamentencocktail-im-trinkwasser.html

Umweltgifte verändern das Verhalten von Fischen
Eines der häufigsten Umweltgifte, das so genannte Nonylphenol, steht im Verdacht, das soziale Verhalten von Fischen empfindlich zu stören. Bereits geringe Konzentrationen der Substanz reichen aus, um die chemischen Duftnoten von Fischen aus dem Gleichgewicht zu bringen oder sie zu übertünchen. Bereits geringe (und längst nicht tödliche) Mengen dieser chemischen Substanz rauben den Fischen offensichtlich den Sinn für ein Leben im Fischschwarm. Dadurch schwimmen die Fische in größeren Abständen zueinander und können so einerseits schneller zur Beute von Fressfeinden werden, andererseits erkennen sie sich nicht mehr als Partner: Chemische Signale haben unter Wasser manchmal eine wesentlich größere Bedeutung als visuelle.
Fachleute wissen inzwischen, dass auch andere Umweltgifte wie etwa Schwermetalle den Geruchssinn von Fischen empfindlich stören können. Nonylphenol hat im Tierversuch die Reifung von Spermien beeinträchtigt und auch die Gehirnentwicklung.